Wir sind so verwundbar, wenn wir unsere Kreativität zeigen

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Wir sind so verwundbar, wenn wir unsere Kreativität zeigen. Es ist solch eine gewagte, mutige und tapfere Angelegenheit, die erstaunlich viel Energie in unsere Welt bringt – selbst wenn diese Energie sich in Form von Angst, Scham und Zweifel zeigt; zumindest handeln wir und konfrontieren uns mit unseren Blockaden, statt nichts zu tun und stecken zu bleiben.

Teil dessen, womit wir immer konfrontiert werden, wenn wir unsere Kreativität zum Ausdruck bringen, ist die manipulierende Prägung darüber, wie wir sie herauslassen sollten, wie sie aussehen sollte, und die Reaktion, die wir uns von der Welt erhoffen können, wenn wir es ‘richtig’ machen.

Mit anderen Worten, wir lernen, dass unser eigener einzigartiger Ausdruck nur wertvoll ist, wenn die Welt in einer bestimmten Art und Weise darauf reagiert, und wenn sie nicht so darauf reagiert, dann haben wir natürlich etwas falsch gemacht; wir sind diejenigen, die versagt haben und wir müssen wieder ganz von vorne anfangen, um es das nächste Mal richtig hinzubekommen, wenn unsere Anstrengungen als gültig oder würdig anerkannt werden sollen.

Es ist fast als ob etwas, das einst willkürlich und mühelos durch uns hindurchgeflossen ist, gefangen, manipuliert und gezwungen wird, in eine bestimmte Richtung zu strömen, um die spezifischen Ziele zu erreichen, die unsere Gesellschaft uns vorschreibt… all das, anstatt einfach nur kreativ zu sein, weil wir es einfach so furchtlos lieben.

Ein Teil meiner manipulierenden Prägung erzählt mir, dass mein kreativer Ausdruck benutzt werden muss, um mich erfolgreich zu machen, und dass meine Talente feingeschliffen und zurechtgestutzt, unter Druck gesetzt und perfektioniert werden müssen, bis sie mich alles erreichen lassen, was die Gesellschaft vorgibt erreicht haben zu müssen, um ein erfülltes und üppiges Leben gelebt zu haben. Aber während ich mich unweigerlich Versagen, Scham, Unrichtigkeit und Zweifel gegenübersehe – verursacht durch diese Gehirnwäsche –, wird mir klar, dass das Ganze EIN EINZIGES ABGEKARTETES SPIEL IST, UM ZU VERSAGEN.

Sich darauf einzulassen schöpferisch zu sein, nur um eine bestimmte Reaktion von außen zu erhalten, verfehlt das Ziel gänzlich. Erhalte ich eine positive Reaktion, so bin ich für einige Zeit auf einem netten Hoch, bei einer negativen Reaktion hingegen (oder gar keiner Reaktion), fühle ich mich für eine Weile niedergeschlagen und enttäuscht. Egal wie, wenn ich mich an der Wirkung oder der Reaktion auf meine Schöpfung orientiere anstatt an der Liebe und der Freude über den schöpferischen Akt, gebe ich meine Kraft ab an meine Umwelt, ohne mir dessen wirklich bewusst zu sein. Ich erlaube der Außenwelt mir zu diktieren, wieviel Liebe ich mir selbst gegenüber fühlen sollte, anstatt die darunterliegende Tatsache zu beanspruchen, dass ICH MICH LIEBE und dass es einzig und allein darauf ankommt.

Stelle dir vor, nur zu schöpfen und kreativ tätig zu sein und die Dinge zu tun, die du liebst, ohne dass diese auf eine bestimmte Art ausschauen, sich anfühlen, riechen, sich anhören, eine Auswirkung haben oder inspirieren müssen. Wie würde sich das anfühlen und was müsstest Du loslassen, um dahinzukommen?

Indem ich mich durch meine Schichten aus Angst, Zweifel und Scham bewege, die jedes Mal freigesetzt werden, wenn ich mein tiefstes, verletzlichstes und einzigartiges Selbst mit meiner Außenwelt teile, erhalte ich Zugang zu dem, was unter diesen illusorischen Gefühlen existiert. Und ich sehe, dass alles, was in jedem beliebigen Augenblick durch mich hindurchströmt, ein LIEBES-ANGEBOT ist. Auf diese Weise will der Schöpfer, die Schöpferin in mir seine und ihre ganze Schöpfung durch mich lieben, indem ich an der Brillanz der Schöpfung teilnehme!

Und so simpel ist das!

Es ist das Wesen meines göttlichen Selbst bedingungslos zu TEILEN UND LIEBE ZU GEBEN mit der Absicht zu LIEBEN und LIEBE ZU FÜHLEN, ohne das Bedürfnis, eine Gegenleistung zu erhalten… Rein gar nichts… Nada!

Sobald ich etwas im Gegenzug ‘brauche’ – und es spielt dabei keine Rolle, was es ist – spalte ich mich von der Schöpferkraft in mir ab, fange ich an, die natürliche Strömung beschleunigen zu wollen, mich anzupassen, zu verführen, zu manipulieren, zu rivalisieren, nach vorne zu preschen und nicht zuletzt mich regelrecht zu stressen. In gewisser Weise nähre ich jedes Mal, wenn ich ein ‘Bedürfnis’ nach etwas spüre, eine Trennung von der Wahrheit, wer ich wirklich bin, und bin am Ende ALLEINE. Mit anderen Worten, es ist mein eigenes Bedürfnis, was mein eigenes Alleinsein erschafft, das wiederum mein eigenes Bedürfnis erschafft, das mein Alleinsein erschafft, das mein Bedürfnis erschafft……….

Wenn ich jedoch aus dem Wunsch heraus schöpfe, mein göttliches Selbst zu geben, zu teilen, und von der Liebe und Leidenschaft etwas abzugeben, die ich für den universellen Puls von Licht und Wahrheit empfinde, der durch mich fließt, dann ist es mir egal, ob jemand anderes überhaupt von deren Existenz weiß, ganz zu schweigen davon, ob er nutzen zieht, Gefallen daran hat oder dem zustimmt. Alles, worauf es ankommt, ist, dass ich in Bewegung war, aktiv war, losgelassen habe, Gott habe wirken lassen, ehrlich und echt war, losgelegt habe, wild, frei, unzensiert war und, dass ich Dinge umgesetzt… und währenddessen einen Heidenspaß gehabt habe!

Indem ich lerne, dass sich meine Schöpfungen um die Liebe zur Schöpfung selbst drehen, und nicht darum, Liebe (in Form von Zustimmung, Zuneigung, Sympathie, Ruhm, Erfolg, Zugehörigkeit und Reichtum) von der Umwelt zu erhalten, werde ich FREI – befreit vom Bedürfnis, gesehen und geliebt zu werden. Ich mache die Dinge, die ich mache, um Liebe zu fühlen und zu teilen (und halte den Schöpfergeist in mir lebendig und in Bewegung!), und nicht aus dem Mangelgefühl und der Liebesbedürftigkeit heraus.

Ich kann den ganzen Tag, das ganze Jahr, oder eine ganze Lebenszeit auf andere warten, dass sie mir die Liebe geben, die ich brauche. Oder ich kann mich selbst mit Liebe füllen, indem ich der Generator bin und sie EINFACH GEBE, frei und ohne Bindung.

Das Gleiche gilt für meine Kreativität. Wenn ich sie FREIZÜGIG GEBE, ohne auf eine bestimmte Reaktion zu warten, dann werde ich zum kreativen Generator und befreie mich selbst aus dem Gefängnis meines eigenen Bedürfnisses.

Vielleicht sollten wir, um diese gesellschaftliche Konditionierung zu heilen, die auf unsere kreative Brillanz projiziert wurde, immer mehr und mehr und noch mehr schöpferisch tätig sein. Und uns somit dem mächtigen Fluss nicht in den Weg stellen und ihn einfach durch uns fließen lassen, anstatt ihn zurückzuhalten aus Angst davor, was andere denken werden. Je mehr wir kreativ sind, desto größer die Chance, uns der Scham, den Zweifeln und der Angst davor, wer wir in Wirklichkeit sind, zu stellen und diese zu überwinden. Wenn wir uns so viel wie möglich kreativ betätigen, erhöht sich die Wahrscheinlichkeit, den Kontrollbann über unsere eigene Kreativität zu brechen.

Wenn ich beispielsweise die Angst davor fühle, was andere über mein Schreiben denken werden, ist das Heilmittel, um da hindurch zu kommen, mehr zu schreiben. Es ist der einzige Weg. Sollte ich mit dem, was ich mache, aufhören, weil ich Angst und Selbstzweifel verspüre und diese real werden lasse, so würde diese bestimmte Schicht von Angst und Zweifel in meinen Zellen verbleiben und über mir schweben wie einer dieser unsichtbaren Umhänge, die uns zusammenziehen lassen.

Der Schlüssel zu meiner eigenen Transformation ist weiterzumachen, bis es nur um die Liebesbeziehung zwischen mir und meiner Schöpfung geht und um nichts anderes. Ob andere mögen, was ich tue, oder nicht, ob sie sich dadurch bedroht oder angetan fühlen, ich bin von beidem nicht abhängig. Ich stehe nicht im Weg und bin in einer kraftvollen und heiligen Liebesbeziehung mit der Schöpferkraft, die sich durch mich bewegt.

Letztlich, falls ich mir selbst ganz den Atem verschlagen will, geht es nicht einmal um die Schöpfung!!! Es kommt nicht wirklich darauf an, was ich hervorbringe oder ob Weisheit oder Energie darin ist oder nicht. Worauf es wirklich ankommt ist, dass ich durch diesen bestimmten kreativen Ausdruck in Bewegung komme, um all meine Schichten von Angst und Selbstzweifel sichtbar zu machen, damit ich mein System von ihnen bereinigen kann.

Und darum geht es!!!

Es geht darum, schreiben, malen, tanzen oder was auch immer als Mittel zu nutzen… um die Illusion dessen, wer ich nicht bin, an die Oberfläche zu bringen und auszulöschen. Damit ich dem, was ich wirklich bin, um ebenso viel näher kommen kann…

Also wenn ich jetzt diese Ängste und Selbstzweifel in mir hochkommen fühle, nehme ich sie als ein sicheres Zeichen, dass ich MEHR SCHREIBEN soll… und mache weiter… und schreibe… und bleibe am Ball… durch meine Blockaden… ganz hindurch… bis das Einzige, was ich für mein süßes kreatives Selbst fühle, die höchsten und tiefgreifendsten Gefühle von Liebe und Dankbarkeit sind.



English original by Jennifer Millar ”It Is So Vulnerable To Put Ourselves Out There Creatively“ * German translation by Danièle Joecker, adjusted by Elisabeth Satzinger in January 2015, edited by Charlotte Uslar in March 2019.


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